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Jetzt stehen wir am Haupttor. Wahrscheinlich sind sie vorhin auch durch dieses Tor reingekommen. Es ist nämlich auf dieser Seite der einzige Zugang.

Als sie angekommen sind, ist ihnen bestimmt auf der rechten Seite die Pförtnerloge aufgefallen. Die Firmenleitung legt sehr viel Wert darauf, dass niemand unbemerkt rein oder raus geht. Bei Leuten, wo sich der Pförtner nicht ganz sicher ist, kommt es schon mal zu Leibesvisitation, und der Bursche ist schon ein ziemlich scharfer Hund. Natürlich können sich die Lahusen nicht ihre halbe Produktion von ihren Arbeitern klauen lassen, aber manchmal reagieren sie schon ein bisschen über.

"Zum Beispiel nach dem großen Streik von 1897. Da haben die Lahusen das ganze Gelände umzäunen lassen. Tja, das da draußen ist Delmenhorst, das hier drinnen ist etwas ganz anderes.

Hier am Haupttor befindet sich auch die Mutteruhr des Werkes. Also das ist die Uhr, nach der alle anderen im Werk gehen, - auch die Stechuhren. Aber glauben sie nicht, dass man hier seine Karte stempeln kann, um dann auf dem Gelände stundenlang herumzubummeln. Nee, in den Einzelabteilungen gibt es ebenfalls welche. Da wird dann ganz genau kontrolliert, ob jemand vielleicht ein bisschen zu lang unterwegs gewesen ist.

Und hier gegenüber vom Pförtner geht es zum Kontor. Wenn man sich das unscheinbare Haus anschaut, glaubt man kaum, dass von hier aus das ganze Unternehmen geführt wird. Hier beginnt dann übrigens auch der Bereich der feinen Leute...

Apropos feine Leute...Kommen sie mal mit ein paar Meter die Straße entlang. Einfach gerade aus, wenn man das Tor hinter sich gelassen hat.

So und jetzt kucken sie nach links. Das ist doch mal ein schöner Anblick, oder?

Das ist die Lahusenvilla. Martin Lahusen, der Firmengründer hat sie 1887 bauen lassen. Später hat er sie seinem Sohn Carl und dessen Familie überlassen. So war immer ein Lahusen vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen. Der alte Carl Lahusen hat hier bis zu seinem Tod 1921, also bis vor vier Jahren, gewohnt. Seine Söhne halten sich jetzt dagegen lieber in Bremen auf.

Übrigens, hinter der Villa ist noch ein schöner großer Privatpark mit allem PiPaPo.

Wenn sie jetzt von unserer Straße aus nach Norden kucken, sehen wir auf der linken Seite eine ganze Menge schmucker Häuser. Das sind die sogenannten Beamtenhäuser. Beamte - So heißen hier die leitenden Angestellten. Auch alles feine Leute, immer im schicken Anzug und gut frisiert. Na, man sieht´s  ja auch schon an der Lage der Häuser mit ihrer Nähe zur Lahusenvilla. Gleich und gleich gesellt sich eben gern."

Das gesamte Areal um die Straße „Am Fabrikhof“ steht schon seit Längerem unter Denkmalschutz. Deswegen ist es auch bei der Sanierung des Nordwollegeländes vollständig erhalten geblieben.

Wenn Sie nun von hier aus vor dem ersten Gebäudekomplex auf der rechten Seite in die Strasse einbiegen und ihr gerade aus folgen, kommen Sie direkt zum Museum der Stadt Delmenhorst. Es ist in der ehemalige Lichtstation der Fabrik untergebracht. Darin befindet sich heute eine sehenswerte Ausstellung zur Geschichte der Stadt und der früheren Grafschaft Delmenhorst. Einige Schritte weiter treffen sie wieder auf die Dicke Bello und das dahinter liegende Fabrikmuseum.