Naturerlebnis Leinepolder

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Was ist das denn? Das kommt mir nicht geheuer vor! Ein Pferd! Ein Reiter! Ohne Kopf!

Machen Sie sich keine Sorgen! Solange Sie nicht bei Vollmond und um Mitternacht in der Nähe des Salzgrabens in Sülbeck spazieren gehen, wird Ihnen der kopflose Reiter wahrscheinlich nicht begegnen. Die alte Geschichte erzählt vom Schicksal des letzten Bewohners der Heldenburg Otto Friedrich von Moltke, Oberforstmeister und Drost in Salzderhelden. Die Sülbecker sind ihm heute noch dankbar, denn auf sein Betreiben hin wurde die gutgehende dortige Saline gebaut, deren Überreste übrigens im Ort noch zu besichtigen sind. Allerdings beteiligte er sich an einem Komplott gegen seinen Landesherrn in Hannover – und das kostete ihn im Jahr 1692, wie historisch verbürgt ist, den Kopf. Andere wollen dagegen wissen, dass er nachts in Sülbeck, und vielleicht auch hier, rund um den Aussichtsturm, noch immer als riesiger schwarzer Hund unterwegs ist. Wer weiß, was letztlich stimmt? Zumindest eines scheint sicher: Die Sülbecker sind geistreich. Und wenn es um die Sichtung von schwarzen Hunden geht, dann sind wir auch fast schon beim Zweck dieses Aussichtsturmes, auf dem Sie gerade stehen. Auch hier geht es um Beobachtung, allerdings in einer weit diesseitigeren Weise:
Von hier aus haben Sie einen wunderschönen Blick auf eine einzigartige Landschaft: Der Leinepolder dient gleichzeitig als Hochwasserrückhaltebecken als auch als wertvolles Naturschutzgebiet, das als Teils des europäische Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“ insbesondere den Vogelschutz im Blick hat.
Auf den ausgedehnten Grünlandflächen, die von hier aus zu sehen sind, kann man oft Grau- und Silberreiher, aber auch Turmfalken und Bussarde beobachten. Mit etwas Glück lassen sich auch Rebhühner und Raubwürger ausmachen. Im Winter und Frühjahr stehen oft weite Teile des Geländes unter Wasser, was Gründelenten und Limicolen anlockt. Auch sind hier dann Grau-, Saat- und Blässgänse zu sehen, oft auch Kraniche sowie Rohr- und Kornweihen.
An milden Sommerabenden kann der geduldige Besucher die charakteristische Stimme des scheuen Wachtelkönigs hören, die so knarrend ist, dass man sie „Wiesenknarre“ nennt. Nirgendwo sonst soll sie in Mitteleuropa in dieser Häufigkeit vorkommen, bis zu 50 rufende Männchen sind gezählt worden. Seine nahen Verwandten, das Tüpfelsumpfhuhn- und die Wasserralle sind ebenfalls im Polder zu hören, und das meist während der Dunkelheit. Aber keine Sorge, auch tagsüber kommen Sie hier auf ihre Kosten. Der Leinepolder ist eines der größten Vogelschutzgebiete Mitteldeutschlands und beherbergt übers Jahr hinweg mehr als 300 unterschiedliche Vogelarten.
Übrigens müssen Sie es nicht beim Ausblick von diesem Turm aus belassen. Rund um den Leinepolder gibt es eine ganze Reihe weiterer schöner Aussichtspunkte, und sie alle stehen in einem Abstand voneinander, dass man sie bequem mit dem Rad nacheinander abfahren oder, wenn man gut zu Fuß ist, erwandern kann.
Noch viel mehr Information rund um den Leinepolder bietet ihnen übrigens das Internet unter: www.naturerlebnis-leinepolder.de.