Holtriem

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Auch wenn es hier recht geruhsam zuzugehen scheint, man weiß nie so recht, was in Barkholt so alles unter der Oberfläche geschieht.
Es gibt hier im Ort nämlich einen Hügel, den die Leute der Umgebung schon immer „de Barg“, also „den Berg“ nannten. Dass das für Ostfriesland mit seiner ausgemacht ebenerdigen Landschaft schon etwas Besonderes ist, war den Einheimischen schon von alters her sehr bewusst. Deshalb waren sie sich schon seit jeher darüber im Klaren, dass es mit dieser Erhebung etwas sehr Geheimnisvolles auf sich haben müsse. Und, was soll ich sagen? – Natürlich hatten sie recht damit!
Bei so manch anderer Erhebung landauf landab wird so etwas lediglich vermutet, aber bei diesem hier weiß man es genau: Unter diesem Hügel wohnen die sog. „Unterirdischen“ oder auf Plattdeutsch „Eerdmanntjes“! Diese Eerdmanntjes sind ein gutes Stück kleiner als wir Menschen, sind, zumal bei ihren oberirdischen Angelegenheiten, vor allem nachts aktiv und sie haben etwas zutiefst Magisches an sich.
Aber halten Sie sich fest! Dieser Hügel hier in Barkholt ist nicht nur irgendeine Wohnstatt des Kleinen Volkes, sondern er ist sogar ihr Königspalast!
Woher man das weiß? Na, von folgender Begebenheit:
Eines Tages wählten sich die Eerdmantjes in der Gegend von Hage, etwa 20Km westlich von hier, ihren König. Die Bewohner des Hügels in Barkholt beschlossen nun, ihren neuen König standesgemäß einzuholen. Ganz in der Nähe ihres Hügels hatten sie einen halben Holzschuh gefunden, der sollte nun das königliche Gefährt werden. Er wurde über und über mit Gold und Edelsteinen geschmückt. Dann spannte sich ein Teil der Eerdmantjes davor, während alle anderen nachschoben. Auf diese Weise begab sich das ganze Volk in festlichem Umzug nach Hage. Dort setzten sie ihren neuen König in seine geschmückte Karosse und kutschierten ihn unter großem Jubel und Singen durch die schimmernde Mondnacht bis zu seinem Palast nach Barkholt.