Von Kalk und Me(h/e)r

Von Kalk und Me(h/e)r

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Wissen Sie eigentlich genau, was Kalk ist? Man kennt ihn ja aus einer ganzen Reihe von Bezügen: Kalkweiße Wände oder wenn man mit dem Gedächtnis hadert, dann fällt einem das Stickwort „Verkalkung“ ein. Aber mit dem Kalk hat es eigentlich etwas ganz anderes auf sich: Der hiesige Kalk ist uralter Meeresboden. Da staunen Sie, was!

Stellen Sie sich dieses urzeitliche Meer einmal vor. Wellen und Gischt und dazu eine Vielzahl von Lebewesen, von denen die meisten in dieser Form heute längst ausgestorben sind. Allerdings haben sich die Grundformen einiger dieser Lebewesen bis heute erhalten, denn wenn wir zum Beispiel am Strand von Nord- oder Ostsee unterwegs sind, da finden wir noch immer diese harten Schalen, mit denen sich die weichen Meeresbewohner vor ihren Feinden zu schützen versuchen, nämlich Muscheln. Nun stellen Sie sich einmal vor, wie viele Muscheln und andere Überreste von Seeigeln oder kalkschaligen Mikroben sich im Laufe von Jahrmillionen auf einem Meeresboden ansammeln können. Man möchte meinen, diese Mengen türmen sich regelrecht auf. Und ich sage Ihnen etwas: genau das ist hier passiert. Die Anhöhe des Teutoburger Waldes, von der Sie gerade herabblicken, ist nichts anderes als aufgetürmter Meeresboden und der Kalkstein, aus dem hier das Gebirge besteht, sind die Überreste unzähliger kalkschaliger Tiere. Eigentlich müsste diese Kalksteinschicht ganz tief unter der Erde liegen. Doch durch tektonische Verschiebungen in der äußeren Erdschicht werden immer wieder Gesteinsschichten zu Gebirgen aufgetürmt, so auch in unserem Fall. Die Afrikanische Erdplatte schiebt sich seit etwa 100 Millionen Jahren nach Norden und faltete dabei die Alpen auf. Aber auch weiter nördlich noch wirkte der Druck auf die eurasische Platte. So hoben sich an Ort und Stelle über für uns unvorstellbare Zeiträume die Sand- und Kalksteinschichten des Teutoburger Waldes wie die Falte eines Stücks Papier, wenn man es von beiden Seiten zusammenschiebt.

Hier am Südrand des Teutoburger Waldes wird schon seit mindesten 400 Jahren das Naturprodukt Kalk abgebaut. Von Ihrem Aussichtspunkt aus blicken Sie in einen heute noch aktiven Steinbruch. Betreiber ist die Calcis GmbH aus Lienen, der Ortschaft, die am Fuß der Anhöhe gelegen ist. Der Kalkstein wird hier gebrochen und zu industriellen Rohstoffen verarbeitet, z. B. als Werkstoff für den Kalksandstein, der überwiegend im Hausbau Verwendung findet. Wegen der Gefahren des laufenden Betriebes darf der Kalksteinbruch übrigens nicht einfach so betreten werden. Haben Sie Interesse an einer genaueren Erkundung, wenden Sie sich bitte an die Firma Calcis, die Führungen durch den Steinbruch anbietet.